Seit 100 Jahren: Die Sozialdemokratie in Wartau

11.4.2018

Otto Ackermann hat für die beiden SP Sektionen Sevelen und Sennwald aktiv in den Protokollen und Archiven der Zeitungen geforscht. Der „Werdenberger – und Obertoggenburger“ hat diese Ergebnisse auch publiziert. Gerne hätten wir für die SP...

1918 — ein Schicksalsjahr für Europa und die Schweiz: Der Erste Weltkrieg endete mit dem Zusammenbruch der Kaiserreiche; in der Schweiz endete das politische Jahr mit dem Generalstreik vom 11. November: Er war Ausdruck erstarkter politischer Agitation, welche auf die wirtschaftliche Not und die politische Unfähigkeit der herrschenden Parteien folgte. Die schlechten Arbeitsbedingungen aus der Sicht der Arbeiterbewegung führten berechtigt zu den organisierten Demonstrationen und Streiks. Dass die Landesregierung Militär gegen diese Anliegen einsetzte, brachte das Fass zum überlaufen. In den Augen der Streikenden, von denen viele auch Soldaten waren, hatte die Armee im Innern nichts zu suchen.Ziel des Streikes war eine grundlegende  gesellschaftliche  Neuordnung.

Diese schwierigen Zeiten waren die Basis der Grundwerte der Sozialdemokratischen Partei. Die in den nächsten Jahren und Jahrzenten erfolgreich und beharrlich geforderten Verbesserungen der  Arbeitsbedingungen und deren Erfolg  haben weitgehend zum Wohlstand der breiten Bevölkerung  und zum Arbeitsfrieden geführt. Die wichtigsten Punkte waren die Regelung der Arbeitszeit, bezahlte Ferien für Staatsangestellte, Stärkung des Arbeiterschutzes die Einführung der AHV, Gleichstellung von Mann und Frau, Frauenstimmrecht. Einige sind noch offen, z.B. Lohngleichheit… Diese erkämpften Rechte, die zum Teil über Jahre eingefordert wurden, sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Verdienste der SP kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. 

Zu Beginn des Jahres 1918 wurden in den Werdenberger Gemeinden Sektionen der SP gegründet; von Sevelen und Sennwald sind die sauber geführten Protokollbücher der Gründungsversammlungen erhalten. Nicht so in Wartau. Aber aus Presseberichten geht hervor, dass bereits im Januar Parteiversammlungen stattfanden. Referenten aus der Hauptstadt leisteten  Schützenhilfe.  In der Volksstimme vom 29. Jan. 1918 lesen wir von einem „Korr.  aus Wartau“: Die von der jungen sozialdemokratischen Partei einberufene Volksversammlung, an der Genosse Kantonsrat Th. Koch über „Wesen und Ziele der Sozialdemokratie“ referierte, war außerordentlich gut besucht. In hellen Scharen pilgerte das politisch aufgeweckte Wartauervölklein herein, sodaß sie der geräumige Saal nicht zu platzieren vermochte...“ Und einen Tag später heisst es: „Dreißig neue Mitglieder für unsere junge Partei ist der äußere sichtbare Erfolg. Der innere moralische aber, nicht in Zahlen ausdrückbare, ist noch viel größer.“

Der St. Galler Kantonsrat Kellenberger war im März desselben Jahres im Sarganserland und im Werdenberg ein gefragter und erfolgreicher Referent zum Thema „Krieg und wirtschaftliche Entwicklung“, denn am 18. März meldet der „Korr“, er „dürfte sich nun bald das Bürgerrecht der werdenbergischen Gemeinde verdient haben, zum mindesten ein Klafter Buchenholz, altes Werdenbergermaß, zum Heizen seiner Stube im nächsten Winter. Er hat ja unseren Freisinnigen auch zünftig eingeheizt. Vorab verdient er den Dank unserer noch jungen Parteiorganisation.“

Damit wurde eingeleitet, was zum aussergewöhnlichen Erfolg der ländlichen Sozialdemokratie im Werdenberg beitrug.

Eine kleine Anekdote mag die sympathische Seite illustrieren. Als um1980 der Bundesrat auf seiner Schulreise auf Palfries begrüsst wurde, nahm sich Genossin Cilly Gabathuler, welche die hohen Herren bewirtete, allen Mut zusammen, trat vor... und drückte ihrem verehrten Willi Ritschard einen währschaften Kuss auf die Wangen, ...die einfache, rührige Frau ihrem Willi.